Oliver Sack – Spielevater

Oliver Sack

Letztens besuchte ich einen lieben Menschen in einer Reha-Klinik im Dreiländereck (D-F-CH). Beim gemütlichen Besuch im Café der Klinik fiel mir sofort das Schild „Spieleausleihe“ auf. Ich musste einfach genauer hinschauen. Aber was da stand, war für die Augen eines Vielspielers der absolute Super-GAU! Okay, Sagaland war, ist und bleibt cool, Malefiz ist ein echter Klassiker und Ligretto macht mich sowieso schon verrückt. Aber der Rest? Nicht so prickelnd, vom Zustand der Spiele ganz zu schweigen. Aber warum ist das so, habe ich mich gefragt. Ich glaube, eines der größten Probleme ist das Budget, das die öffentlichen Institutionen im Gesundheitsbereich haben. Es ist einfach kein Geld da, um Spiele zu kaufen. Es gibt zu Recht wichtigere Dinge. Vielleicht fehlt es auch einfach an „Fachpersonal“. Wenn es keine leidenschaftlichen SpielerInnen in der Belegschaft gibt, die sich um etwas kümmern, vielleicht eigene Spiele spenden, beschränkt sich alles auf die klassische Spielesammlung, Skip-Bo, Uno und Monopoly.
Dass es auch anders geht, hat mir kürzlich ein guter Freund erzählt, der nach einer Knieoperation ebenfalls in einer Reha-Klinik war. Dort gab es zwar auch nur die „altbekannte Spielesammlung“, aber alle 14 Tage kommt der örtliche Brettspielverein vorbei und veranstaltet einen Spieleabend. Im Gepäck viele aktuelle Spiele und natürlich auch der eine oder andere Klassiker. Doch dieses Glück hat nicht jede Einrichtung.

Wege aus dem Einheitsbrei

Was können wir also tun? Zunächst einmal sollten wir, wenn wir selbst in die Situation kommen, genügend Spiele im Gepäck haben, denn vor Ort gibt es wahrscheinlich nichts! Vielleicht können wir auch das Gespräch vor Ort suchen, um zu erfahren, warum das so ist.
Besser noch, aber das kann nicht jeder: wir unterstützen.
Wer also in einem Verein, Club oder ähnliches spielt: geht doch mal in einer Klinik vorbei und fragt, ob dort Interesse besteht an einem Spieleabend für Patienten. Spendet gelegentlich gut erhaltene oder gar jüngere Spiele an die Einrichtung. Achtet dabei aber dringend darauf, dass sie gut zugänglich sind. Ich denke, kleine Spiele gehen immer, und bei größeren macht man mit einem aufgedruckten roten Pöppel gar nichts falsch. Und vor allem: Entsorgt auf diese Weise nicht euren Spieleschrott.
Aber auch andere soziale Einrichtungen können hier Unterstützung, Beratung und Hilfe gebrauchen. Seht es einfach als eine Art „Missonsarbeit“ für das Kulturgut Spiel an. Man wird es Euch danken, denn wenn ihr kranken Menschen eine Freude macht, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert, dann vergessen sie für einen Moment ihre Schmerzen, Sorgen und Nöte. Und Spaß und Lachen lenkt nicht nur ab, sondern es trägt auch der Genesung bei.

In diesem Sinne: Gutes Karma!
Euer Spielevater

– Oliver Sack, www.spielevater.de