Jeder, der die Spieledinos schon ein wenig kennt und verfolgt, der weiß ganz genau, wie ich (Melanie) meistens die Spiele auswähle. Bei mir sind nicht etwa die Mechanik, Spielerniveau, Autor oder gar Thema wichtig. Sondern es ist eher die Verpackung, um genau zu sein das Cover, das für mich ausschlaggebend ist. Hat mich ein Cover erst mal in seinen Bann gezogen, wird das Spiel genauer betrachtet und bekommt somit eventuell ein neues Zuhause. Auch zur SPIEL 2021 gibt es wieder reichlich solcher Schätze zu entdecken. Und daher gibt es nun von mir die …
Top 3 der Cover
Platz 3: Nicodemus (Bombyx)
Ein weißbärtiger alter Herr, umrahmt von zwei Schwänen und flankiert von Löwe und Affe auf dem Cover. Hinzu kommen jede Menge Zahnräder, und es ist unverkennlich, dass es sich um ein Spiel für zwei Personen handelt. In diesem Spiel werde ich mich mit einem meiner Gegenspieler duellieren und durch Reparatur von Maschinenteilen und dem Erfüllen von Projekten versuchen, als erster die geforderten 20 Siegpunkte zu erreichen. Das Spiel entstammt aus dem Imaginarium-Universum, was uns persönlich sehr zugesagt hatte, daher freue ich mich um so mehr, mich bald in diesem duellieren zu können.
Platz 2: Golem (Cranio Creations)
Auf dem schwarzen Cover ist das Wort Golem in großen Buchstaben abgedruckt, dick, stark und doch sehr filigran wirkend. Im Mittelpunkt jedoch steht ein fahl wirkendes, nicht vollständiges fahles altes Gesicht. Die Augen liegen dunkel und tief verborgen und werden mit schwarzen Schatten umrandet. Der Mund wirkt faltig, groß und hart. Im Gesamtbild lässt es einen eben nicht aus dem Blick und wirkt auf mich ebenso abschreckend wie faszinierend. Mit Golem kommt ein Engine-Builder über eine Legende des 16. Jahrhundert in Prag auf den Spielemarkt. Und da es aus der Feder des Autorenteams von Grand Austria Hotel und Lorenzo il Magnifico stammt, definitiv ein Must-Buy Titel unsererseits.
Platz 1: Messina 1347 (Delicious Games)
Zuerst wirkt die Szene auf dem Cover sehr friedlich, doch bei genaueren Hinschauen wird einem sehr schnell klar, dass es sich hier genau um das Gegenteil handelt. Der Titel des Spiels prankt in dicker roter Schrift aus der Mitte des Covers hervor. Rechts wie auch Links stehen erhobenen Hauptes Ratten neben der Schrift und ein Totenschädel bildet den Abschluss. Um die Stadt ist es nicht gerade gut bestellt und der dreiköpfigen Familie bleibt nichts weiteres über um sich mit ihrem spärlichen Hab und Gut davon zu machen. Als ein Teil der wichtigen Messina-Familien flüchten wir vor der Pest und versuchen auf dem Land einen Neustart. Hierbei werden wir anderen Bewohner helfen, wie auch die Plage an sich zu vernichten.
– Melanie Marrandino, www.diespieledinos.com
Kommentare aus dem
Beeple-Netzwerk
Hilko (Du bist dran!)
Die drei Spiele sprechen mich persönlich zwar weniger an, aber zumindest bei den ersten zwei Covern kann ich das Interesse durchaus nachvollziehen. Das Messina-Cover löst bei mir nichts aus, und ich sehe da auch keine Flucht aus der Stadt drin. Nicodemus hat für mich mehr Flair, wirkt aber auch ein bisschen überfrachtet. Das Golem-Cover gefällt mir am besten, weil es einfach, aber stimmungsvoll ist. Auch das Spielmaterial macht was her, finde ich. Für ein Spiel, das ich nur wegen des Aussehens kaufen würde, ist es mir allerdings erheblich zu teuer. Aber so ein richtiger Impulskäufer bin ich auch nicht – ein tolles Äußeres führt einfach erstmal dazu, dass ich mich mit einem Spiel näher befasse. Und das habe ich mit den von Dir gewählten Spielen jetzt gemacht, also: Ziel erreicht.
Jürgen (spielbar.com)
Uih, da hast Du mich glatt ertappt. Ich habe auch schon so manches Spiel aufgrund des Covers gekauft. Dafür habe ich durchaus eine Schwäche. Von den drei hier vorgestellten ist für mich ebenfalls Golem das bemerkenswerteste. Ich muss aber noch eine viel stärker ausgeprägte Schwäche beichten: Beigefarbene Spielpläne mit Landschaft drauf. Da weiß meine bessere Hälfte sofort, dass Widerstand zwecklos ist (sucht gerade nach dem Bild des Plans von Messina 1347…).
Tobias (fjelfras)
Kennen wir nicht alle dieses Phänomen? Aber das ist doch auch verständlich. Ich behaupte auch, dass ich 85 Prozent meiner gekauften Bücher nur wegen der Cover-Gestaltung in die Hand genommen habe, um mich dann über den Klappentext darüber zu informieren. Und ähnlich geht es sicherlich auch vielen Gelegenheitsspielern. Deswegen ist ein spannendes Cover die halbe Miete. Allerdings merke ich auch, dass Geschmäcker verschieden sind. Bei deinen drei Spielen bin ich etwas zwiegespalten. Golem finde ich sehr passend, wenn man sich ein wenig mit dem Mythos auskennt. Aber wirklich ansprechend finde ich die Gestaltung nun nicht gerade – muss aber auch nicht sein, wenn die Neugierde erfolgreich geweckt wurde. Nicodemus schreckt mich dahingegen eher ab, dass ist mir zu wirr, und da habe ich die Angst, dass das Spiel genauso ist. Messina 1347 dahingegen übt schon einen Reiz aus, aber eher einen Wiedererkennungsreiz. So etwas habe ich schon oft genug gesehen – und oft genug hat das Ergebnis meinen Würfelschuber-Trieb befriedigt. Allerdings gibt es da andere Covergestaltungen, die mich deutlich neugieriger gemacht habe. Ganz weit vorn ist dieses Jahr Settlement (erscheint bei IGAMES). Keine Ahnung, um was es bei diesem Spiel gehen könnte – aber das Cover ist eine Wucht!
Christian (spielstil.net)
Liebe Melanie, vielen Dank, dass du dich geoutet hast. Ich dachte schon, ich bin der einzige, der bei manchen Spielen schon allein aufgrund des Covers entscheidet, diese unbedingt haben zu müssen. Manchmal bringt mich das auch ziemlich in die Bredouille. Wenn dann der Inhalt eben nicht mal ansatzweise der Qualität der Schachtelgrafik entspricht. Lass uns also am besten gleich eine Selbsthilfegruppe gründen.
Aber besser zurück zum Thema. Ich habe mir die Grafiken angesehen, die du ausgesucht hast. Und zu Golem muss ich nichts mehr sagen. Schließlich ist das Spiel schon Ewigkeiten auf meiner Liste, was nur teilweise am Murmel-Mechanismus liegt. Ja, auch das Cover trägt seinen Teil dazu bei.
Doch bei Nicodemus kann ich gleich sagen, dass unsere Geschmäcker hier ganz weit auseinandergehen. Was ich dem Spiel zugute halten muss, es versucht optisch anders zu sein. Aber ich finde das Cover leider extrem hässlich. So sehr, dass ich gar keine Lust habe, einen Blick in die Schachtel zu werfen. Aufgrund deiner Expertise habe ich es dennoch gemacht. Aber auch dort lässt mich das Material mit gemischten Gefühlen zurück. Die Grafiken wanken für mich zwischen wunderschön und töte es, bevor es Eier legt.
Das Cover von Messina empfinde ich als recht zweckmäßig. Thematisch ist es dafür umso interessanter! Auf der Flucht vor der Pest im eigenen Landhaus. Stets auf der Suche nach den passenden Einwohnern, die wir retten sollten, um später die Macht in Medina zu erringen. Klingt spannend.
Aber es gibt auch Cover in der Neuheitenliste, die mich förmlich anspringen. Winter Queen sieht wunderschön aus! Leider ist im Spiel selbst optisch nichts mehr davon zu sehen. Aber auch Fjords würde ich mir sofort als Bild an die Wand hängen. Und natürlich Wonderbook von Abacusspiele. Herrlich.
Christian (Brett & Pad)
Liebe Melanie, was für eine großartige Offenbarung. Es erinnert mich an die Zeit, wo ich als Jugendlicher in meinen Nerdläden voller Bewunderung die Brettspiele aufgrund schicker Cover aus dem Regal holte, nur um sie meist völlig entzaubert wieder zurück stellte, nachdem ich die Rückseite des Spiels sah. Deine Auswahl ist dabei nicht so ganz mein Geschmack, wobei das Cover von Golem schon ziemlich cool ist. Die Gestaltung der anderen Titel finde ich belanglos (Messina 1347) und überfrachtet bis gruselig (Nicodemus). Alleine die Schwäne im Hintergrund, grotesk! Mein Favorit zur SPIEL ‘21 ist übrigens ADELE.
Mathias (Cliquenabend)
Auch ich stoppe immer wieder bei interessanten Covern auf Messen oder auch virtuell im Netz. Tatsächlich sind für mich dann aber doch Mechanik und Mechanismen wichtiger als Optik, um mich langfristig neugierig zu machen. Das Thema ist mir allerdings auch in den meisten Fällen egal – wobei ich kein großer Fan vom Setting der Kriegsspiele bin. Nicodemus fällt da auf jeden Fall auf, allerdings trifft es optisch nicht so meinen Geschmack und zudem hast du schon Imaginarium erwähnt. Darum kann ich da nach einem kurzen verwunderten Blick schon weitergehen, da dies nicht ganz so toll aus meiner Sicht gewesen ist. Gespannter bin ich da schon bei Golem, welches optisch absolut mein Interesse geweckt hat – das Gesicht zieht einen ja fast schon magisch an. Und auch der zweite – inhaltliche – Blick hat überzeugt. Mal sehen, ob es hält, was es verspricht. Messina 1347 ist natürlich ein Spiel, welches auch auf meiner Liste der anspruchsvollen Spiele hätte Platz finden können. Das Cover ist zudem natürlich sehr einladend gestaltet und wunderschön gezeichnet. Bei mir wäre auf jeden Fall auch das bereits von Tobias erwähnte Settlement auf der Liste.
Sonja (Brettspielpoesie)
Golem hatte ich aufgrund des Covers gar nicht auf dem Zettel, bis der Titel in Christians „Liste der Spiele auf die ich gefühlt schon ewig warte“ auftauchte und ich mich darüber mit dem Spiel an sich beschäftigt habe, welches für mich sehr reizvoll klingt. Das Cover von Nicodemus finde ich schrecklich, aber es erinnert an Imaginarium, ist ja schließlich eine Duell-Variante davon. Das hatte eine tolle Ausstattung und ich würde dem Spiel gerne eine Chance geben, da Imaginarium in meinen Augen zu zweit nicht gut funktioniert, das Spiel an sich aber durchaus interessant war. Messina 1347 würde ich ohne Kontext auch eher links liegen lassen, aber zum Glück steht ja auch immer der Autor auf der Schachtel und Spiele von Vladimír Suchý stehen bei mir hoch im Kurs. Bei mir sorgen eher Schafe auf dem Cover dafür, dass ich mich zumindest mit dem Spiel beschäftige und es mir oft auch einfach zu lege. Die Erweiterung zu Paleo – Ein neuer Anfang hätte ich mich zwar auch ohne Schaf auf dem Cover interessiert, aber dadurch wird sie für mich zu einem „Must have“.