Dirk Roos - AblagestapelLetztens bin ich über Umwege einmal mehr mit einem meiner absoluten Lieblingszitate in Berührung gekommen. Durch eine Partie des auf der Messe erschienenen Endeavor – die Tiefsee musste ich an einen ganz bestimmten Film denken: „Die Tiefseetaucher“ von Wes Anderson aus dem Jahre 2004, in dem Bill Murray die Rolle des Steve Zissou spielt. Steve Zissou selbst ist eine fiktive Person, allerdings basiert sie auf dem durchaus realen, bereits verstorbenen Meeresforscher Jacque-Yves Cousteau. Und eben jener Meeresforscher sagte einst: „Spielen ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann.“ Schon damals, vor vielen Jahren, hat mich dieses Zitat sofort angesprochen und abgeholt, denn in diesen wenigen Worten steckt in meinen Augen eine ganze Menge Wahrheit.

In meiner gesamten pädagogischen Laufbahn habe ich zu jeder Zeit fest daran geglaubt, dass Kinder und Jugendliche am besten durch und in spielerischen Umfeldern lernen können. Viele denken bei dem Wort „Lernen“ bestimmt erst einmal an klassische Frontalunterrichtsszenarien oder einsame Lernstunden mit Hausaufgaben daheim am Schreibtisch (Hierbei finde ich es übrigens auch nach Jahren noch faszinierend, dass Hausaufgaben in der Liste der effektiven Lernmethoden sehr weit unten stehen und es trotzdem einer der ersten Begriffe ist, die Kindern in den Sinn kommen, wenn sie an Schule denken – aber das ist eine ganz andere Geschichte…).

Ich kann hier wahrlich nur für mich sprechen, aber die Sachen, die ich auch 20 Jahre nach meinem Abitur (Gott, bin ich alt geworden …) noch aus der Schule im Kopf habe, sind alles Sachen, in denen ich vor allem eins hatte: Spaß. Sie waren auf irgendeine Art und Weise mit einer unterhaltsamen Aktion verbunden, mit einem Spiel. Deswegen glaube ich fest daran, dass das Spiel für uns als Mensch ein extrem wichtiger Bestandteil des Lebens ist und ein fester Bestandteil sein und bleiben sollte.

Denn Lernen hört nicht nach der Schule, der Uni oder der Lehre auf. Auch hier kann ich auf ein Zitat zurückgreifen, dieses Mal vom griechischen Philosophen Sokrates: „Wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden.“

Bei Kindern und Heranwachsenden kann man im Groben von 4 Lernfeldern sprechen, die durch das Spielen angesprochen werden:

  • Kognitiv
  • Emotional
  • Körperlich
  • Sozial

Kekse sind toll!

Oder, wie ich es mir immer merke: Keks. Kekse sind toll. Auch für Erwachsene! Und ich finde, dass diese vier Lernfelder auch in unserem Hobby immer mal wieder auf die ein oder andere Art und Weise gefördert und gefordert werden.

Wir müssen kognitiv auf der Höhe sein, um Spielregeln nicht nur zu verstehen, sondern auch um sie möglichst sinnvoll um- und einzusetzen. Um bei einem leicht verständlichen Beispiel zu bleiben: Es ist gut, wenn ich die verschiedenen Bewegungsmuster der Figuren im Schach kenne. Zu wissen und zu erkennen, wann ich welche Figur am besten bewege, gehört aber auch mit zu den Kernkompetenzen in diesem Spiel.

Emotionale Situationen können durch Spiele auch immer wieder entstehen, und sei es nur der Frust über eine (total ungerechtfertigte) Niederlage oder die Freude über einen unverhofften (aber natürlich absolut verdienten) Sieg. Aber es gibt auch Spiele, besonders natürlich welche die ein hohen Wert auf Storytelling legen, die uns mit ihren Geschichten fesseln und so unsere Fantasie zur Emotionsanregung nutzen.

Die Körperlichkeit ist von diesen Lernfeldern wahrscheinlich das einzige, das jetzt nicht ganz so effektiv gefördert wird – aber auch hier gibt es natürlich Spiele, die auch die koordinativen Fähigkeiten der Mitspielenden auf den Prüfstand stellen, sei es in Geschicklichkeits- und Schnellsspielen oder aber auch in Rhythmus- und Reaktionsspielen. Und wenn ich mir anschaue, wie manche Menschen Karten knicken, die sie in der Hand halten … kann die ein oder andere Körperbewusstseinsübung mit Sicherheit nicht schaden.

Zu guter Letzt haben wir die soziale Komponente im Spiel. Natürlich gibt es momentan auch sehr viele Spiele, die man sehr gut alleine Spielen kann und die Community der Solospielenden wächst von Jahr zu Jahr. Ich finde es auch durchaus wichtig, seine sozialen Grenzen zu kennen und zu wissen, wann man lieber ein wenig Zeit für sich selbst braucht. Der Großteil der Menschen möchte beim Spielen von Gesellschaftsspielen aber wahrscheinlich genau das, was das Wort schon vermittelt: Gesellschaft. Einfach, um noch ein drittes, passendes Zitat in den Raum zu schmeißen, erwähne ich hier den Spruch von Platon: „Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr.“

Ich denke, auch bzw gerade als erwachsene Menschen dürfen wir die Bedeutsamkeit des Spiels nicht aus den Augen verlieren. Was nicht heißen soll, dass man Spiele ZU ernst nehmen sollte…aber auch das ist wieder Stoff für eine ganz andere Kolumne.

– Dirk Roos, Ablagestapel