Wer kennt sie nicht? Die mehr als opulent ausgestatteten Brettspiel-Neuauflagen alter liebgewonnener „Klassiker“? Wenn man sich auf den gängigen Crowdfunding-Plattformen umschaut, findet man zig Beispiele: Burgen von Burgund, Yedo, Suburbia, Glen More II etc. – dazu dann noch die neuen Vertreter ihrer Art, die auch in gigantischen Collectors Edition Boxen daherkommen wie Perserverance, Trickerion, Anachrony, Everdell – um nur ein paar zu nennen.
Aus jedem Meeple wird eine detailliert und individuell gestaltete Miniatur. Die Ressourcen nehmen realistische Formen an, und jeder einfache Würfel bekommt eine eigene Holzform.
Ja, ich muss zugeben, dass auch mich diese Luxusausgaben immer wieder reizen und ansprechen (habe auch genug davon im Regal stehen). Mehr blingbling ist eben mehr blingbling. Aber die Frage ist ja, braucht es das? Warum haben wir uns von Pappmarkern oder verschiedenfarbigen Holzwürfeln als Ressourcen so sehr entwöhnt? „Die Standards sind eben andere als vor 20 Jahren!“, hört man dann.
Das stimmt! Die Ansprüche an Spiel und vor allem Material sind mittlerweile in ungeahnte Höhen gestiegen. Gleichzeitig steigt jedoch auch noch was: der Preis. Natürlich hängt der auch an den Rohstoffen für Papier, Pappe und Holz – deren Preisentwicklung derzeit übrigens allerdings eher rückläufig ist. Nichtsdestoweniger gilt insgesamt auch bei Spielen die Formel, dass sie tendenziell sehr viel teurer geworden sind. Und daran ist meines Erachtens auch die häufig viel zu opulente Ausstattung schuld. Letztens hatte ich ein Spiel auf dem Tisch, bei dem waren nur farbige Cubes und einfache Meeple als Material dabei. Habe ich was vermisst? Nein. Habe ich weniger thematische Einbindung erfahren? Nein, bei einem Euro-Style Spiel ohnehin meistens kaum vorhanden. War das Spiel schlechter durch das „minderwertige“ Material? Keinesfalls.
Was will ich mit meinen Ausführungen eigentlich sagen? Don’t judge a game by its components! Einfache Komponenten machen ein Spiel nicht schlechter und können vielleicht auch die Preise wieder ein wenig einfangen. Ich mag beispielsweise den Ansatz, dass es ein Miniaturenpaket gibt für all die, die das unbedingt wollen. Ich brauche das meistens nicht, komme aber nicht drumherum, weil es eben Teil der Neuauflage ist. Manchmal wünsche ich mir geradezu einfache Komponenten, die ja auch einen weiteren Vorteil bieten: Sie brauchen in der Regel deutlich weniger Platz in der Schachtel. Und wie kostbar der Regalplatz ist, das wissen die meisten Leserinnen und Leser selbst am besten. 😉
– Dirk Huesmann, www.wuerfelmagier.de
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