Marrakesh | Stefan Feld | 120 Minuten | 2-4 Personen | Queen Games
Städtenamen als Spieletitel haben Vor- und Nachteile. Vorteil ist sicherlich, dass es keine Probleme mit einer Lizenz gibt. Nachteil ist, dass sich das auch andere schon gedacht haben. So listet BGG bspw. noch zwei andere Titel auf, die gleich lauten – und Besonderheiten wie MarraCash sind dabei noch nicht berücksichtigt. Allerdings unterscheiden sich die drei Titel deutlich. Marrakesh von Manfred Ludwig ist ein buntes Kinderspiel, welches 2002 bei Haba erschienen ist. Noch deutlich älter (1978) ist Marrakesh von Joli Quentin Kansil, welches eine Art Backgammon-Variante ist und im Verlag Das Spiel erschien. Unser Rampenlicht ist dahingegen das neueste Werk von Stefan Feld. Noch nichts davon mitbekommen? Dann lest doch mal unsere Meinungen zu dem Spiel:
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Christian (Spielstil):
Ein opulentes Monster, dem durch seinen Hype eine allzu große Fallhöhe zu Teil wurde. Nicht das erwartete Ausnahmespiel, aber eine tolle runde Sache, die einen nach der Partie immer mit einem Lächeln im Gesicht entlässt. Im Kern ein ausufernder Punktesalat, der einem durch seine Keshis jedoch direkt aufzeigt, was man erschaffen hat. Nur die Tore der Standardversion sind viel zu klein geratene Ersatzteile der Deluxeausgabe. Die weiter verkleinerte Essential Edition dürfte vor allem eines zeigen, dass wir es mit versteckter Leistenschieberei zu tun haben. Wer jedoch auch nur im Kern etwas mit Feldschen Spielen anfangen kann, sollte sich Marrakesh dennoch unbedingt ansehen. |
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Christoph (Brettspielbox):
Ein wirklich sehr gelunges Vielspielerspiel. Man benötigt zunächst etwas, um in das Spiel zu kommen, dann empfinde ich die einzelnen Spielzüge doch angenehm kurzweilig bei einer schönen strategischen Tiefe und schönen Verzahnungen der Entscheidungen |
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Daniel (The Spielträumers):
Marrakesh startet mit opulentem Material und einem starken und durchaus ungewöhnlichen Aktions-Auswahlmechanismus – ist dann aber leider viel zu viel von allem. Punktesalat in Reinform, wir haben es im Kern mit dürftig verschleierten (und unübersichtlichen) Leisten zu tun. Zudem ist alles mehrfach ineinander verschränkt und macht viele unnötige Schlenker. Vom heillos übertriebenen Material und dem sinnfreien Würfelturm ganz zu schweigen. Ohne mich. |
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Jürgen (Spielbar):
Ein Brecher vor dem Herrn. Toller Aktionsauswahl-Mechanismus. Der Rest des Spiels richtet sich eher an diejenigen, die gerne noch mehr Verzahnung, noch mehr Leisten zum Einstellen von dies und jenem und noch mehr Siegpunktgeschubse möchten. Vermutlich eines der stärksten Spiele für Extremspieler – da bin ich persönlich aber einfach nicht tief genug drin. |
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Mathias (Cliquenabend):
Eine große Schachtel mit viel Material, welches auch seinen Platz auf dem Tisch beansprucht. Groß ist aber für mich auch der Spielspaß, der sich bisher in jeder Partie entfaltet hat. Die fast schon unzähligen Möglichkeiten Punkte zu generieren laden immer wieder dazu ein neue Wege zu beschreiten, auch wenn sich schnell favorisierte Keshis ergeben. Für mich gehört es in die Top Five der Stefan Feld-Spiele. |
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Oliver (Spielevater):
Als ich Marrakesh das erste Mal zu Gesicht bekam, musste ich abwinken. Zu groß, zu viel und wirkte völlig überladen. Auch bei der zweiten und dritten Begegung war es ähnlich. Als ich es dann doch zu mir gelassen habe, war ich begeistert. Tolles Kennerspiel, bei dem viele kleine Micro-Aktionen wie ein Schweizer Uhrwerk präzise ineinandergreifen. Nach BuBu eines der besten Spiele von Stefan Feld. Ich bereue keine einzige Partie. |
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Sonja (Brettspielpoesie):
Marrakesh ist für mich eines der Highlights des vergangenen Spielejahrgangs. Die bunte Optik gefällt vielleicht nicht allen, doch sie passt zu dem belohnenden Spielprinzip. Man kann immer irgend etwas tun und für alles gibt es Punkte oder einen Bonus. Diese vielen Möglichkeiten sorgen für viel Varianz und Wiederspielreiz. Für Interaktion sorgt die Auswahl der Keshis und der Würfelturm fügt ein Quäntchen Glück hinzu, ist dabei jedoch niemals unfair bestrafend. Einziger Wermutstropfen: Der hohe Preis für die Classic Edition, bei der die Tore nicht einmal aus Holz sind. |
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Tobias (fjelfras):
Marrakesh ist ein sehr barockes Spiel: lieber noch ein Schnörkel mehr als zu wenig. Erstaunlicherweise ist das Spiel für ein waschechtes Expertenspiel mit vielen Optionen aber dennoch recht zugänglich – was an der sehr guten redaktionellen Arbeit liegt. Dabei wird recht erfolgreich verschleiert, dass eigentlich nur unterschiedliche Leisten bearbeitet werden. Das Wie fasziniert aber und es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten, die berüchtigten Siegpunkte zu ergattern. Der Würfelturm ist dabei lediglich ein Emotionsverstärker, den ich aber keinesfalls missen möchte – auch wenn sich dadurch die Platzprobleme auf meinem Tisch nochmals erhöhen. |
Wenn ihr euch nun etwas intensiver mit diesem Marrakesh befassen wollt, dann schaut euch doch mal die folgenden verlinkten Artikel an…