Juror: Sonja Domke – Brettspielpoesie
Dominion ist eines der drei Spiele, die mich in die Welt der Brettspiele zurückgeholt haben. Schnell ersetzte es SkipBo und Rommé bei Familientreffen und brachte mich den modernen Brettspielen näher. Doch war es auch für die Brettspielszene ein Meilenstein, denn mit Dominion ist das Deckbuilding geboren. Und zwar ganz auf das Wesentliche beschränkt, ohne viel drumherum. Mit dem bisschen Geld zu Beginn auf der Hand lassen sich höherwertige Karten erwerben, die es später ermöglichen die teuren Punktekarten zu bekommen, die wiederum die Kartenhand „zumüllen“, da sie im Spiel kaum zu gebrauchen sind. Da hilft es nur, den besten Zeitpunkt abzupassen auf Punkte umzuschalten. Dabei sind die Aktionskarten so lukrativ, dass man schnell mal das Wesentliche aus den Augen verliert. Es sind mehr Karten enthalten, als in einer Partie zum Einsatz kommen. Sie können beliebig kombiniert werden. Manche dieser Aktionskarten ermöglichen Angriffe, davon abgesehen existiert allerdings kaum Interaktion. Besonders bei längeren Kettenzügen kann sich die Partie durchaus etwas ziehen.
Mehr Interaktion gibt es bei Carcassonne, welches ich selbst erst später kennen lernte. Es ist ebenso ein Klassiker, der auch heute noch wunderbar funktioniert. Dabei entsteht eine gemeinsame Landschaft, die jeweils um ein zufällig gezogenes Plättchen erweitert wird. Dafür wir nur ein zufälliges Plättchen gezogen, lediglich wo dieses angelegt wird, kann der Spieler entscheiden. Die abgebildeten Wege, Wiesen, Städte und Klöster können nur von einem Spieler besetzt werden. Das lässt sich lediglich umgehen, indem mehrere bereits besetzte Gebiete zu einem verschmelzen. Und darin liegt die Würze in diesem taktischen Spiel. Besonders die lukrative Wiesenwertung hat es in sich, die nicht jeder Neuling direkt durchdringt. Daher wird sie mittlerweile nur noch auf einem Beiblatt erwähnt, für erfahrene Spieler. Meiner Meinung nach sollten beide Spiele in keiner umfangreichen Spielesammlung fehlen. Beide prägten ihr jeweiliges Genre, noch oft hört man von Mitspielern: Das sieht doch aus wie Carcassonne, wenn ein Spiel viele quadratische Landschaftsplättchen enthält. Ich erkläre ich gerne, dass wir ähnlich wie bei Dominion Deckbuilding betreiben und meist wissen dann alle Bescheid. Die Entscheidung zwischen beiden ist keineswegs leicht. Für mich überwiegt durch den persönlichen Bezug Dominion. Da kann auch schon beim Spielaufbau durch Auswahl der Karten gesteuert werden, wie fies es werden kann. Carcassonne kann immer fies sein, wenn Mitspieler es schaffen sich in eigene Gebiete reinstellen. Zudem bietet Dominion durch die vielen Karten mehr Varianz, bei Carcassonne bauen wir immer eine Landschaft aus denselben Plättchen zusammen, auch wenn diese sich jedes mal anders entwickelt.