Die Kunst zu verlieren –
oder nicht zu gewinnen
(Gedanken von Spielevater Oliver Sack und Cliquenabendler Mathias Rekasch)
„Wenn ich etwas an meinem Spieltisch nicht mag, dann sind das schlechte Verlierer. Nicht dass ich jetzt der Mega-Siegertyp bin, aber auch ich gewinne gelegentlich. Ich meine viel mehr Typen, die ausfällig, beleidigt, ausrastend oder gar randalierend reagieren, wenn ein Spiel eben mal nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hat. Ich persönlich gehe mit Niederlagen eher locker um. Will heißen, entweder ich gewinne nicht oder ich habe etwas gelernt! Manchmal behaupte ich auch, nur zu verlieren, damit andere noch mit mir spielen. Aber ein bisschen Ehrgeiz habe ich schon noch.
Es geht nicht um Sieg oder Niederlage
Nicht umsonst zitiere ich gerne Hägar den Schrecklichen: „Es geht nicht um Sieg oder Niederlage – es geht darum, den Gegner zu demütigen!“ Zugegeben, dieser Spruch vor Jahren auf unserer Trikottasche im Kreisklasse-Handball hat bei Auswärtsspielen oft zu Arroganz-Vorwürfen geführt. Aber nur bis zum Abpfiff … doch das ist eine andere Geschichte. Ja, verlieren gehört nun mal dazu. Im Spiel, in der Liebe und leider manchmal auch im Leben. Wer damit umgehen kann, wird gestärkt in die nächste Partie gehen. Eben – man verliert nicht, man lernt dazu!“ (Oliver)
Mit einem Augenzwinkern
„Wenn ich spiele, geht es mir um das Erlebnis. Was macht das Spiel mit mir, kann ich darin eintauchen oder habe ich das Gefühl, dass ich nur etwas abarbeite?! Vor allem aber liebe ich die Interaktionen mit und die Emotionen von anderen Spieler*innen. Das Necken, Provozieren, Lamentieren oder auch Beschweren im Scherz macht vor allem mit guten Bekannten, der Familie oder Freunden richtig Spaß und trägt zur Unterhaltung bei. Allerdings alles mit einem Augenzwinkern. Das Gewinnen steht bei mir nicht im Fokus – kann es ehrlicher Weise auch nicht, so oft wie ich verliere. Unter uns Cliquenabendlern ist es mittlerweile schon ein Running Gag, dass ich ohnehin verliere – egal was gespielt wird. Dabei ist es auch unwichtig, dass ich im Rahmen einer kleinen Challenge während der SPIEL.digital sogar einen von drei Tagessiegen erringen konnte. Mit diesem Bildnis des ständigen Verlierers lässt sich spielen und mit den Zuschauer*innen agieren, damit sie auch an unserem Spaß miteinander teilhaben können – und den haben wir jedes Mal, wie man sich in unseren Videos aus unserem Livestream zur digitalen Messe anschauen kann.
„Flip the table“
Ich muss aber einräumen, dass dies bei mir nicht immer so gewesen ist. Es gibt durchaus Erzählungen meiner Eltern aus dunklen Zeiten mit abgeräumten Tischen und weggestoßenen Spielbrettern von meiner Seite aus im Kindesalter. Auch meine Abneigung gegenüber vielen Partyspielen könnte auf Partien zu Jugendzeiten zurückzuführen sein, wo aus meiner Sicht mit unterschiedlichen Maßstäben bewertet wurde – wobei ja nun gerade in solchen Spielen der Spaß im Vordergrund steht und Punkte unwichtig sind. Heute ist es eher in meinen mangelnden darstellerischen Fähigkeiten begründet, dass der Spaß bei solchen Spielen sich nicht bei mir einstellen will. Umso wichtiger ist es, dass man aus Niederlagen lernt und mit diesen Umgehen kann. Dürfen Kinder sich noch vieles erlauben, so sind schlechte Verlierer*innen unter Erwachsenen am Spieletisch für mich mittlerweile ein Graus. Gewinnen wollen sollte man schon, da sonst die oben erwähnten Emotionen fehlen. Wenn einem nur dann allerdings das Spielen als solches Spaß macht, dann sollte die eigene Sichtweise nochmal überdacht werden. Mir verleidet ein solches Verhalten anderer jedenfalls den Spaß und der sollte so oft es geht im Leben im Vordergrund stehen – am Spieletisch aber allemal.“ (Mathias)
Wir haben also beide ähnliche Erfahrungen gemacht und halten Siege nicht für das wichtigste beim Spielen. Doch wie seht Ihr das? Seid Ihr unserer Meinung und steht ein persönlicher Erfolg ganz oben bei Euch auf der Liste?
Oliver Sack, www.spielevater.de
Mathias Rekasch, www.cliquenabend.de