Endlich ist es so weit, der Verein „Spiel des Jahres“ hat die Nominierten für den aktuellen Spiele-Jahrgang vorgestellt. Das ist auch gut so, denn mein Popcorn ist alle. Popcorn? Wieso, macht Ihr das nicht? Euch entspannt zurücklehnen und schauen, wie die Brettspiel-Blase schon Wochen im Vorfeld spekuliert, wer denn nun alles nominiert wird? Und dabei amüsiere ich mich jedes Jahr aufs Neue. Wie viele Kollegen und Brettspiel-Begeisterte versuchen, die Launen und Geschmäcker der Jury zu deuten. „Nein, ein So Kleever wird nicht nominiert werden. Das ist ja auch von Repos und die haben schon Just One, welches ausgezeichnet wurde.“ – „Warum sollte die Jury Scout nominieren, auch wenn ich das noch nie gespielt habe, allein die Grafik ist doch total lame.“ … usw.
Dabei wundere ich mich, warum die Jury teilweise immer noch als monolithischer und genau kalkulierender Block wahrgenommen wird und nicht als Zusammenschluss aus einzelnen Brettspiel-Kritikern*innen. Und da ist die Bandbreite hoch: vom Jury-Mitglied, welches Thematik höher bewertet als die Mechanik und dem Mitglied, welches immer nach der Innovation im Brettspiel sucht. Man könnte ja schon ganz frech behaupten, die Jury bildet einen Querschnitt durch die Brettspiel-Gemeinde, aber das ist wäre ja wirklich zu viel des Guten. Und trotzdem höre ich im Vorfeld der Nominierung immer wieder: „Die Jury wird …“, „Die Jury kann doch nicht …“. Und so frage ich mich, warum man auf diese Jury hören muss und versucht, sie zu verstehen. Am Ende sitzen da eben zehn Leute zusammen, und irgendwann haben drei Spiele einfach die entsprechende Mehrheit gefunden, irgendwo sind mindestens sechs von zehn Stimmen für ein Spiel zusammengekommen.
Warum nutzt die Brettspiel-Gemeinde nicht dieses Ereignis und fragt sich selbst, was wäre für mich denn das Spiel des Jahres oder das Kennerspiel des Jahres? Warum feiern wir nicht zusammen mit der Jury dieses Ereignis und schauen, ob unsere Nominierten zum Spiel des Jahres übereinstimmen mit den Nominierungen der Jury? Und ja, es gibt sie dann auch da draußen, die Kollegen, die genau dies machen. Die sich ihren gespielten Jahrgang vornehmen und sich fragen, was sind meine drei nominierten Spiele bzw. Kennerspiele des Jahres? Das sind dann auch die Kolumnen und Videos, die ich im Vorfeld gerne konsumiere. Denn hier geht es für mich eben um eine Person, die sich im Vorfeld ihre eigenen Gedanken macht und zeigt, dass sie sich mit Brettspielen auseinandergesetzt hat. Ich feiere auch die Brettspiel-Begeisterten, die sich auf Facebook, Twitter oder auf Discord genau diese Frage stellen.
Also lasst uns doch nächstes Jahr einfach das Datum der Nominierung nutzen, um unsere Vorschläge mit denen der Jury zu vergleichen. Und wer weiß, vielleicht ist dann die Diskussion vorbei, warum diese Jury denn diese Spiele gewählt hat, auch vorbei? Und wir können uns dann auch mal damit auseinandersetzen, warum die Jury diese interessanten Spiele gewählt und andere aus meiner Blase eben diese Spiele.
Also: meine Nominierten für den Jahrgang 2023 sind …, weil ich bei diesen Spielen …
– Jan Dotzlaw, brettspielerunde.de